Rezensionen

"Das Unbehagen ernst nehmen"
Rotenburger Rundschau 07.06.2005, S.1

Angela von Beesten legt Buch zu den Versprechungen der Gentechnik-Industrie vor

„Den Schatz bewahren – Plädoyer für die gentechnikfreie Landwirtschaft.“ So heißt ein gut 200 Seiten starkes Buch, das die Ärztin Angela von Beesten aus Riepe zusammengestellt hat. Erhältlich ist es zum Selbstkostenpreis bei den Buchhandlungen Müller (Rotenburg), Wandel (Scheeßel) sowie bei der Sonnenapotheke in Scheeßel und der Amtshofbuchhandlung in Ottersberg. Wer bestellen möchte, wendet sich direkt an den Herausgeber: Kulturverein Sambucus, Auf der Worth 34, 27389 Vahlde. 

Von Beesten setzt sich seit dem Monsanto-Freisetzungsversuch in Helvesiek vor vier Jahren engagiert mit dem Thema auseinander. Sie hält viele Vorträge und war Delegierte für den Gentechnik-Diskurs der Bundesregierung. 

Eigentlich wollte die Medizinerin nur die Broschüre aktualisieren, die sie vor einigen Jahren geschrieben hat. Bei der Arbeit stellte sich dann heraus, wie viele neue Aspekte sich inzwischen ergeben hatten, die unbedingt aufgenommen werden mussten – etwa, wie die USA den Hunger in Afrika und ihren Sieg im Irak nutzen, um die Agrogentechnik aggressiv zu verbreiten. 

Wer den in gut verständlicher Sprache verfassten Band zur Hand nimmt, erhält einen breiten Überblick zum Thema. Der Bogen reicht vom Aufbau des Erbmaterials und den Methoden der Gentechnik über deren Anwendungsbereiche bis hin zur Ermutigung, das eigene Unbehagen ernst zu nehmen und selbst aktiv zu werden. 

Schon mit dem Untertitel macht von Beesten kein Hehl daraus, dass es ihr vor allem darum geht, dem Bürger Argumente an die Hand zu liefern, mit denen er den mit viel Geld verbreiteten Behauptungen der Konzerne entgegentreten kann. Dabei vermeidet sie jedoch billige Polemik, sondern vertraut auf die Überzeugungskraft des zusammengetragenen Materials. 

Breiten Raum nehmen die Lockungen der Agrogentechnik ein, die von Beesten und ihre Mitautoren Stück für Stück entlarven. In einem zweiten Schritt werden den nicht eingelösten Versprechungen der Industrie die Gefahren der neuen Technik gegenübergestellt: für die Umwelt, für die Landwirtschaft, für die Gesundheit und nicht zuletzt auch für die verarmende Esskultur. 

Das über weite Strecken spannende und Zorn erzeugende Buch eignet sich nicht nur zum Durcharbeiten, sondern auch zum Nachschlagen und Blättern. Viele Farbfotos, Grafiken und Kästen lassen das Auge verweilen und wecken das Interesse für einzelne Aspekte des komplexen Themas. Ein umfangreiches Verzeichnis von Literatur, Dokumentarfilmen und Internetadressen rundet den Band ab. 

Fazit: Jeder, der sich in der Dikussion über die Grüne Gentechnik auf einen aktuellen und umfassenden Stand bringen möchte, tut gut daran, sich das Buch anzuschaffen. Und der ein oder andere verantwortungsbewusste Landwirt, der bisher den Informationen durch die Saatguterzeuger vertraut und vielleicht mit dem Gedanken spielt, irgendwann auf seinen Flächen manipulierte Pflanzen zu ziehen, könnte durch die Lektüre ernsthaft ins Nachdenken kommen. 

Roland Meyer
© Rotenburger Rundschau